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saar-scene April 04/11

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Kleinkunst & KulturClub

Kleinkunst & KulturClub Kultursalon Die Winzer & Kir Resonanz Termine im April Das Robby Jost Duo Deutsche & Englische Balladen mit Robby Jost und Dietmar Leineweber Samstag, 2. April, 21 Uhr Weil es anregt und SpaSS macht Buchvorstellung & Lesung „Blut und Liebe„ Von und mit Joachim (Puma) Schmitt Freitag, 8. April, 21 Uhr Saarmaika- Bananenrepublik Politische Hasengespräche mit Detlev Schönauer Mittwoch, 13. April, 20 Uhr Kultur - Salon bei den „ Winzern“ Martin – Lutherstr. 5 · 66111 Saarbrücken · www.kir-resonanz.de Magazin-März-19.indd 26 25.03.11 00:39

Sexzone Ficken und Sterben Philosophie auf richtigem Niveau Jon Øystein Flink lebt und arbeitet in Oslo. Er studierte Musik und Philosophie, war für verschiedene norwegische Magazine als Redakteur tätig und schrieb Rezensionen für große norwegische Tageszeitungen. 2009 gewann Jon den norwegischen Youth Critics‘ Prize für „Ficken und Sterben“. Für saar-scene erklärt der Autor noch mal was es auf sich hat mit dem Ficken und dem Sterben. Ich glaube, dass die meisten Männer davon träumen, während oder nach dem Sex zu sterben. Möglicherweise ist das bei Frauen anders. Kannst du den Unterschied erklären? Nun, das hängt vermutlich alles von der Person ab, mit der du’s treibst. Aber dass Todesgedanken während des Sex aufkommen, kommt wahrscheinlich daher, dass Sex das ultimative Highlight des Alltags ist; Sex ist die ultimative immanente menschliche Aktivität. Aber wonach soll man noch streben, wenn man Sex hat? Einzig und allein nach dem Tod. Herr Tod glotzt dich geradezu an, wenn du dich selbst im sexuellen Verkehr verlierst. Aber... ich kann nicht im Auftrag aller Männer sprechen, oder Frauen, ich kann nur hoffen, dass sie sich nicht nach dem Tod sehnen, während sie mit mir Sex haben. Ich liebe den Film Nekromantik von Jörg Buttgereit. Dennoch teile ich keine Fetische mit dem Hauptdarsteller. Wenn man nach „Sex“ googelst, bekommt man 1,7 Milliarden Einträge, wohingegen „Tod“ nur 872.000 Treffer bringt. Es sieht so aus, als ob sich mehr Menschen für Sex als für Tod interessieren. Ist die Nah-Todessituation nur eine Ausrede, damit man endlich mal hemmungslos Sex haben kann? Haha, es ist nicht wirklich überraschend, dass die Leute mehr Verlangen nach Sex als nach dem Tod haben. Ich seh das so...in jeder Kunst gibt es nur zwei Themen: Sex und Tod. Sie wurden unendlich oft wiederholt und einander entgegengesetzt. Sex zeigt deine Bedürfnisse im Leben, das Begehren nach dem „Es“, deine Begierde, dein Appetit, all das, was dir körperliches Wohlergehen bringt. Es könnte durch ein stilisiertes Bild ausgedrückt werden, wie beispielsweise „eine Mutter, die den Po ihrer Tochter streichelt“ oder wenn man sich gefräßig „in aufwendigen Gerichten der französischen Küche schwelgt“. Aber das ultimative erwachsene Bild der Lust des Lebens ist immer noch der „perfekte Fick“. Wenn du ihn jemals bekommst, ist alles, was übrig bleibt der Tod. Wenn du das mal erlebst, weißt du, dass es wahr ist. Das ist die Ironie bei all dem und auch die Melancholie des erwachsenen Mannes. Wenn Sex dass ist, was du willst, dann ist der Tod dass, was du brauchst. In deinem Buch beschreibst du jemanden, der sich in einer Situation befindet, in der er nicht mehr leben will, aber auch noch nicht sterben möchte. Das kommt mir bekannt vor und erinnert ein wenig an die 80er. Zu der Zeit waren die Leute wegen der Politik, dem kalten Krieg, atomaren Gefahren usw. deprimiert. Was deprimiert die Leute heutzutage? Oh je. Ich wurde 1976 geboren und war die kompletten 80er durchweg deprimiert. Ich dachte es wäre gut, dass endlich die 90er anfingen. Ich sag’s ja nicht gerne...ich zitiere Randy „The Ram“: „I hated the fucking nineties.“ Aber ich habe auch nicht einen guten Grund gefunden, warum das erste Jahrzent des 21. Jh besser gewesen sein sollte. Jetzt merke ich plötzlich, dass ich es völlig ausgeblendet habe, dass wir gerade das zweite Jahrzehnt angefangen haben. Es ist halt so, dass manche von uns einfach deprimiert sind, egal zu welche Zeit und an welchem Ort sie leben. Depressionen sind Bewohner unseres Gehirns und sie haben nicht vor abzuhauen. Klar, als Teenager dachte ich, dass ich depressiv wäre, weil ich in einem dummen, selbstverliebten, widerlichen Land mit oberflächlichen Leuten lebte. Ich denke immer noch, dass ich in einem dummen, selbstverliebten, widerlichen Land lebe und ich treffe immer noch oberflächliche Menschen. Aber jetzt weiß ich, dass es nicht die Gesellschaft ist, die mich deprimiert; ich bin es, der die Gesellschaft deprimiert. Welchen Song willst du auf dem Weg in die ewigen Jagdgründe hören? Ein Cole Porter Song würde mir gut tun, so wie „Anything Goes“ oder „It´s De-Lovely“. Wie auch immer, ich habe mir in letzter Zeit häufig die alten Rodgers und Hammerstein Musicals angehört, ich schätze ihre Arbeit wirklich sehr. „Oh What a Beautiful Mornin’“ von Oklahoma ist ziemlich gut…oder vielleicht „Sixteen Going On Seventeen“ von The Sound of Music? Der Song bringt mich richtig auf Trab. Das ist doch irgendwie der Grund, warum es das alles wert ist. Interview: Markus Brixius Übersetzung: Isabel Schuster Bild: Ubooks Verlag www. - .de 27 Magazin-März-19.indd 27 25.03.11 00:39

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