ABSENT IN BODY BEKLEMMENDE DUNKELHEIT ARCADE FIRE EUPHORISIEREND MUSIK-TIPP Für Freunde der düsteren Klänge gibt es aktuell das Debütalbum des pechschwarzen All Star-Freundschaftsprojekts Absent In Body, das bereits seit 2017 existiert. Dahinter verbergen sich Amenra-Gitarrist Mathieu J. Vandekerckhove und Neurosis-Gitarrist/ Sänger Scott Kelly sowie Amenra-Frontman Colin H. Van Eeckhout (Bass, Gesang) und Schlagzeuger Igor Cavelera (Ex-Sepultura). Minus und Minus und Minus und Minus ergibt hier kein Plus, zumindest nicht im Hinblick auf die Stimmung der fünf Songs ihres Debütalbums „Plague God“. 37 Minuten lang entführen sie einen in ihre brachiale, düster-bedrohliche Klangwelt, die Sludge-, Post- und Industrial Metal zitiert. Für diese ist hauptsächlich Vandekerckhove verantwortlich, der ein Faible für 80er EDM aus seiner Heimat Belgien hegt. Ihm war es wichtig, sich keine Grenzen zu setzen und die Ideen in jedwede Richtung gedeihen zu lassen. Das Ergebnis dieses Prozesses ist beeindruckend und das Ziel, „mit diesem Album ein Gefühl von Beklemmung zu erzeugen“ (Van Eeckhout in „Visions“, 04/2022), haben sie erreicht. Absent In Body „Plague God“ (Membran) facebook.com/AbsentInBody Text: Kai Florian Becker | Bild: Relapse Records 34 MUSIK-TIPP Es mag elektronisch und sehr poppig beginnen, aber Arcade Fire verfangen sich nicht im Pop und bieten auf „We“, relativ gewohnte Kost. Wobei ihre Hinwendung zum Dancepop, die sich schon auf dem Vorgänger andeutete, noch anhält. Der Albumtitel bezieht sich auf den gleichnamigen dystopischen Roman des russischen Autors Yevgeny Zamyatin aus dem Jahr 1927. Die Wirkung der Songs ist jedoch eine andere; sie erdrücken die Stimmung nicht, sie euphorisieren einen. Ein großer Moment auf dem Album ist „End Of The Empire I-IV“, ein grandioses Stück Rockoper. Da sind sie wieder: die opulenten Arcade Fire von einst. Gleiches gilt für den bereits vorab veröffentlichten Doppelsong „The Lightning I, II“. Danach wird es beschwingt-folkig („Unconditional I (Lookout Kid)“), ehe der große Peter Gabriel in dem wieder poppigeren Stück „Unconditional II (Race and Religion)“ seinen Gastauftritt hat. „We“ ist wahrscheinlich das letzte Arcade Fire-Album mit Multi-Instrumentalist Will Butler gewesen. Der Bruder von Frontmann Win Butler verließ kurz nach der Fertigstellung des Albums die Band. Arcade Fire „We“ (Sony Music) arcadefire.com Text: Kai Florian Becker | Bild: Columbia TIPPS
FONTAINES D.C. DRITTES ALBUM THE BLACK KEYS 11. ALBUM MUSIK-TIPP 2019 veröffentlichten sie mit „Dogrel“ ein beachtliches Debüt. Ein Jahr später legten sie bereits nach - und wie! Für „A Hero‘s Death“ gab es sogar eine Grammy-Nominierung. Jetzt ist Album Nummer drei da: „Skinty Fia“, was so viel heißt wie „Verdammnis des Hirsches“. Die Band, die nicht mehr in Dublin, sondern in London residiert, richtet in den Songs ihren Blick auf ihre Heimat. Was dann auch erklärt, warum sie sehnsüchtig und melancholisch klingen und im direkten Vergleich zu den ersten beiden Alben nicht mehr wild. Möglicherweise ist diese musikalische Neujustierung auch eine Folge der Pandemie. Derzeit erscheinen viele Alben, die im Vergleich zu den Vorgängern softer bzw. gemächlicher ausfallen (s. Warpaint ode Pillow Queens). Den Post-Punkern Fontaines D.C. ist es dennoch gelungen, in diesem neuen musikalischen Umfeld spannende Songs zu schreiben. Man höre sich beispielsweise den Opener „In ár gCroíthe go deo“, die dezent treibende Auskopplung „Jacke Down The Line“ oder das Shoegaze- Stück „Bloomsdale“ an. Überraschend ist auch das tanzbare Titelstück. Gratulation. Fontaines D.C. „Skinty Fia“ (PIAS/Rough Trade) fontainesdc.com Text: Kai Florian Becker | Bild: Partisan 35 MUSIK-TIPP Auf den Tag genau 20 Jahre nach ihrem Debüt „The Big Come Up“, das am 14. Mai 2002 das Licht der Welt erblickte, erschien „Dropout Boogie“ - und genau ein Jahr nach ihrem zehnten Album, dem Blues-Coveralbum „Delta Kream“. Niemand kann sagen, dass Dan Auerbach und Patrick Carney mit den Jahren müde werden und lieber auf der faulen Haut liegen oder von ihren bisherigen Erfolgen und Preisen satt sind. Zumal Auerbach auch ein gefragter Produzent und als solcher im Dauereinsatz ist. Das Duo hat in Nashville mit den Gästen Billy F. Gibbons (ZZ Top), Greg Cartwright (Reigning Sound) und Angelo Petraglia (Kings Of Leon), die beiden letztgenannte sind in „Wild Child“ zu hören, ein abermals kurzweiliges Southern-Blues-Rock-Album aufgenommen. Neu war, dass alle drei Gastmusiker ins Songwriting involviert waren. Gibbons Stimme in „Good Love“ herauszuhören, fällt natürlich nicht schwer. Sie passt perfekt zum Black Keys-Sound, der wiederum nicht allzu weit von ZZ Tops Blues Rock entfernt liegt. The Black Keys „Dropout Boogie“ (Warner) theblackkeys.com Text: Kai Florian Becker | Bild: Nonesuch TIPPS
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