HEIMATMELODIEN TIMO KUMPF FESTIVAL GEWORDENES WIMMELBILD 20 HEIMATMELODIEN
Timo Kumpf, 41 Jahre, ist gebürtig aus Wald-Michelbach im Odenwald. Seit Jahren veranstaltet er mit seinem Team Konzerte im Raum Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg. Dazu zählt auch das liebevoll kuratierte mehrtätige Festival Maifeld Derby. Kumpf stand uns mitten im Festivalaufbau Rede und Antwort. Timo, ab wann war für dich klar, dass das Maifeld Derby in diesem Jahr wieder wie gewohnt stattfinden kann? Hm, „wie gewohnt“ fühlt sich das nicht an. Es ist vieles anders und immer noch im stetigen Wandel. Eine große Herausforderung. Aber ich denke, du meinst das: Es kam dieses Jahr nur das normale, gewohnte Setup in Frage, ergo vier Bühnen und ein Festival gewordenes Wimmelbild. Dass das dann auch tatsächlich passieren darf, das wissen wir erst seit der Aufhebung der Maßnahmen Anfang April. Die großen Fragen sind aktuell bei Veranstaltern: Werden alle Helfer gesund sein? Werden alle Künstler kommen? Wie verhindern wir Infektionen? Wie geht ihr damit um? Ich mach mir da nicht so viele Gedanken. Ausfälle werden dieses Jahr dazugehören; man muss damit rechnen. Für mich wären Ausfälle im Kernteam schlimmer als bei Künstler*innen. Die kann man im nächsten Jahr wieder buchen, aber eine Geländeleitung brauch ich in diesem Jahr. Daher sind wir da schon vorsichtig, aber in dem Kontext müssen wir das Risiko auch ein stückweit eingehen und das ist auch okay so. 21 Die Konkurrenz unter den Festivals wird immer größer. Die Big Player der Branche wollen ein großes Stück vom Kuchen haben. Wird das Booking immer schwieriger oder habt ihr beim Maifeld Derby den Vorteil, im Underground-Indie-Bereich zu fischen und gerne auch noch unbekannte Perlen? In Deutschland werden die großen Festivals fast ausnahmslos von global vernetzten Riesenbuden veranstaltet. Gerade international haben die eine große Marktmacht. Klar kann ich dagegen nicht anstinken und manchmal kostet das auch sicher geglaubte (Herzens)Verpflichtungen. Früher habe ich mich darüber wahnsinnig aufgeregt. Aber das muss man hinnehmen. Ätzend find ich aber, wenn so Businessplan-Festivals mit angeblicher Kuration, Diversität, Nachhaltigkeit etc. Marketing machen. Die haben null kulturellen Background und sollten auch nicht so tun, als ob. Aber bandtechnisch halt ich mich dann an die Bands, die Wert auf einen authentischen Rahmen mit einem echten Musikliebhaber*innen Publikum legen. Das habe ich mir mit dem Maifeld Derby erarbeitet - und darauf bin ich sehr stolz. Gibt es ein Festival, dessen Standort und Konzept du bewunderst und auch etwas beneidest? Musikalisch gibt’s das in Deutschland für mich eher nicht. Mir hat damals ein Festival in Frankreich gezeigt, dass Qualität und Authentizität Genregrenzen übertreffen. Das fand ich sehr inspirierend. Hierzulande würde ich vom Programm her gerne das Orange Blossom und Haldern Pop besuchen. Da gibt’s viel zu entdecken. Auch für mich. Wobei das natürlich viele tolle Festivals mit top Line-ups betrifft. Nur will ich auch wirklich überrascht werden und nicht immer dieselben Bands sehen. Aber ich mag auch Festivals wie das Nonstock im Odenwald. Da interessiert mich die Musik nicht, aber die Leidenschaft der Macher*innen und die Ideen drumherum. Und das Pferdefest will ich mal auschecken. Und ums schöne Gelände könnte ich viele Festivals beneiden…. Aber dann denk ich mir, was die für‘n Stress mit der Infrastruktur haben. Ich bin gerne auf dem Maimarktgelände. Text: Kai Florian Becker | Bild: Maifeld Derby-Crew MAIMARKTGELÄNDE, MANNHEIM DO, 09. JUN BIS SO, 12. JUN MAIFELD-DERBY.DE HEIMATMELODIEN
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Mal ‘ne Schleife drehen. Das Saar
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