INDUSTRIEKULTUR LICHTKUNST IN DER SPEICHERSTADT HAMBURG SERIE „KUNST IM KONTEXT VON INDUSTRIEKULTUR“ – TEIL 2 18 INDUSTRIEKULTUR
Seit 2015 zählen die Hamburger Speicherstadt und das Kontorhausviertel mit dem Chilehaus zum industriellen Welterbe der UNESCO – Orte, die von wirtschaftlichem Wachstum erzählen, von Handel und Reichtum sowie von architektonischen Herausforderungen, deren Lösungen bis heute beeindrucken. Ende des 19. Jahrhunderts, als Hamburg in den Deutschen Zollverein aufgenommen wurde, wurde ein Freihafen errichtet, in dem ansässige Kaufleute, Importgüter zollfrei lagern, veredeln und verarbeiten durften. Zwischen 1883 und 1927 entstand so auf einem 1,5 Kilometer langen, 250 Meter breiten Areal die Speicherstadt, die heute als weltgrößter historischer Lagerhauskomplex zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Die Gebäudeblocks, die von 3,5 Millionen Eichenpfählen getragen werden, sind sowohl von Wasser- als auch von Land-Seite zu erreichen. Die einheitlichen, neugotischen Backsteinfassaden mit vielen architektonischen Details wie Erker, Giebel, Türmchen, Spitzdächer, Windenhauben, Keramikschmuck und Glasursteinen verleihen dem Ensemble seinen besonderen Reiz. Längst ist der Ort zum Wahrzeichen Hamburgs und auch zum Touristenmagnet geworden. Miniaturwunderland, Dungeon und vielzählige Museen sind beliebte Freizeitangebote für Groß und Klein. Beliebt sind Barkassen-Fahrten durch die langgezogenen Kanäle zwischen den Gebäudereihen. „Mit Beginn der Dämmerung hüllt sich die Hamburger Speicherstadt in eine geheimnisvolle Aura“, schreibt das Tourismusbüro auf seiner Homepage und erklärt dazu: „Denn dann werden die roten Backsteingebäude und die Stahlbrücken kunstvoll beleuchtet.“ Der Ursprung des Projekts „Lichtkunst Speicherstadt“, das von einem engagierten Verein betreut wird, liegt im Jahr 1999. Im Rahmen seiner Theaterinszenierung „Mozart. Amerika” verwandelte Michael Batz den Ort in ein großes Open-Air-Opernhaus. Das Publikum fuhr auf Barkassen durch die beleuchteten Fleete und hörte Arien aus „Don Giovanni” – ein großer Erfolg und der Durchbruch für die Idee einer dauerhaft illuminierten Speicherstadt. Batz erarbeitete ein Lichtkonzept, das die 19 drei Faktoren Ästhetik, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit harmonisch vereinbarte. „Auf Referenzen konnte er dafür nicht zurückgreifen, denn ein vergleichbares Objekt in ähnlicher Größe und Differenziertheit der Architektur wurde noch nie illuminiert“, heißt es dazu unter www.licht-kunst-speicherstadt. de. Damit das Projekt nachhaltig und ökonomisch bleibt, wurden die rund 1100 Leuchten auf energieeffiziente, wartungsarme und langlebige LED-Technik umgerüstet. Eindrucksvoll zeigt sich der Triumph des schwachen Lichts: Niedrige Wattzahlen für Türme und Brücken, ein wenig höhere für Fassaden und nur vereinzelt helles Licht, um Akzente zu setzen. Ein gelungenes Spiel aus Reduktion und präziser Linienführung, Taktung und Rhythmisierung. Für Lichtkünstler Michael Batz, der auch als Dramaturg und Autor tätig ist, spielt zudem das Wasser eine große Rolle. „Es ist eine zweite Spielfläche, ein liquides Element, das sowohl die atmosphärische als auch die ästhetische Wirkung verstärkt.“ Er nutzt Licht als Sprache, die auf zeichnerisches Modellieren, auf Leuchten und Reflexion setzt – und den Betrachter zum Dialog einlädt. In den vergangenen Jahren hat Batz unter anderem die Lichtplanung für das Rheinufer in Köln entwickelt und – anlässlich der Fußball-WM 2006 – den Berliner Reichstag illuminiert. Auch in Salzburg, Florenz, Düsseldorf und Frankfurt sorgte er mit seinen Konzepten für Aufsehen. Während der Hamburg Cruise Days 2008 verwandelt er erstmals den Hafen in ein blau funkelndes Lichtermeer. In diesem Jahr findet der „Blue Port“ vom 15. bis 21. August 2022 statt. LICHT-KUNST-SPEICHERSTADT.DE Text: Katharina Rolshausen Bild: Licht-Kunst-Speicherstadt e. V DIE SIEBENTEILIGE SERIE „KUNST IM KONTEXT VON INDUSTRIEKULTUR“ WIRD GEFÖRDERT IM RAHMEN DES STIPEN- DIENPROGRAMMS DER VG WORT IN NEUSTART KULTUR DER BEAUFTRAGTEN DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN. INDUSTRIEKULTUR
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Mal ‘ne Schleife drehen. Das Saar
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