BILLIE MARTEN Großes, junges Talent MUSIK-TIPP Ihre Karriere begann früh und auch eher zufällig, weil ein Video, das ihre Mutter bei YouTube hochgeladen hatte, schnell die Runde machte. Von daher überrascht es nicht, dass die britische Singer-Songwriterin Billie Marten mit nur 21 Jahren bereits drei Alben auf dem Markt hat. Ihr neuestes trägt den Titel „Flora Fauna“ und eröffnet mit dem brillanten Ohrwurm „Garden Of Eden“, einem Song „über Wachstum und den Wettbewerb, sich als Individuum in einer zunehmend erstickenden und leeren Gesellschaft weiterzuentwickeln“ (Marten), der minimalistisch beginnt, um nach einer Minute groß aufzutischen. Marten, die eigentlich Isabella Sophie Tweddle heißt, hat sich von ihren Akustik-Folk- Wurzeln etwas entfernt, Bass gelernt und laut eigener Aussage Krautrock gehört. „Flora Fauna“ kann man ohne weiteres dem Indie/Alternative Rock-Genre zuordnen. Das Erstaunlichste ist die musikalische Reife der 21-Jährigen, die selbstbewusst auftritt und ein wahnsinnig gutes Gespür für eingängige Melodien und Harmonien hat. Billie Marten „Flora Fauna“ (Virgin/Universal Music) billiemarten.com Text: Kai Florian Becker | Bild: Fiction Records 38 FLOTSAM & JETSAM Noch nicht abzuschreiben MUSIK-TIPP Flotsam & Jetsam waren im September 2019 zusammen mit Overkill und Destruction in der Saarbrücker Garage zu Gast und unterstrichen, dass die betagten Metaller noch nicht abzuschreiben sind. Jetzt legen sie mit dem Album „Blood In The Water“ nach, einem Riff- und Trommelfeuerwerk par excellence. Die beiden Dienstältesten in der Band, Sänger Eric „A.K.“ Knutson (seit 1983) und Gitarrist Michael Gilbert (erstmals 1985 dabei), sowie Gitarrist Steve Conley (2013), Bassist Bill Bodily (2020) und Schlagzeuger Ken K. Mary (2017) setzen alles daran, dass sich kein Staub auf dem Erbe der legendären Thrash Metal-Band absetzt. Mit Erfolg. Was wohl auch damit zusammenhängt, dass sich die Band das Beste aus einer Reihe Songs rauspicken konnte. In dem etwas ruhigeren Song „The Walls“ verneigt sich Conley vor dem großen, ehemaligen Ozzy Osbourne-Gitarristen Jake E. Lee, dessen Gitarrenspiel diesen Song maßgeblich beeinflusst haben soll. Auch in dem folgenden „Cry For The Dead“ schlagen sie ruhigere Töne an, aber auch nur da - keine Bange! Flotsam & Jetsam „Blood In The Water“ (Soulfood) fb.com/flotsamandjetsam.official Text: Kai Florian Becker | Bild: AFM Records TIPPS
K.I.Z. Keine BILD-Fans MUSIK-TIPP Gerade sind K.I.Z. mit ihrem sechsten Album „Rap über Hass“ auf Platz eins der deutschen Charts gelandet. Und das obwohl der physische Vertrieb (CD und LP) ausschließlich über den bandeigenen Shop organisiert wurde. Gratulation! Im Internet fand sich auch ein Video, in dem ein K.I.Z.-Mitglied höchst selbst eines der bestellten Pakete packte und dafür sein (letztes?) Shirt hergab. Die Ware ging sicherlich an eine/einen, die/der „Mehr als nur ein Fan“ ist, wie ein Song des Albums heißt. Zwinker, zwinker. K.I.Z. spielen auf dem Album wieder mit den Worten und versteifen sich nicht auf (satirische) Provokationen. Dennoch tänzeln sie in ihren Texten gerne auf der Grenze zur politischen Unkorrektheit. Dabei geht es nicht immer um Hass. Apropos, der Albumtitel bezieht sich auf den „Wir sind mehr“-Auftritt der Band in Chemnitz, in dessen Nachgang Teile der Presse die Überschrift „27 Minuten Hass auf Veranstaltung gegen Hass“ verbreiteten. K.I.Z. waren so angetan davon, dass sie obendrein noch den Titelsong einem gewissen Julian Reichelt (BILD) „widmeten“. Räusper. K.I.Z. „Rap Über Hass“ (Universal Music) k-i-z.com Text: Kai Florian Becker | Bild: Vertigo 39 RED FANG Ohne den letzten Kick MUSIK-TIPP Normale Videos drehen, das können die Stoner/Sludge Metaller Red Fang wohl nicht. Aktuell werden mal mit einem Samurai-Schwert u.a. Flaschen zerschlagen oder Würstchen in der Pfanne angebraten („Arrows“), mal sehnt sich ein „Raubtier“ nach Pizza („Why“). Früher fuhren sie bereits mit einem Auto durch einen Berg Milchkanister. Einfallsreich sind sie, die Herren Bryan Giles (Gitarre, Gesang), Aaron Beam (Bass, Gesang), David Sullivan (Gitarre) und John Sherman (Schlagzeug). Ganz nebenbei machen sie auch Musik. „Arrows“ ist das erste Album seit 2016 und ihr nunmehr fünftes. Dieses Mal wollten sie machen, worauf sie Lust hatten. Warum das nicht bei jeder Band bei jeder Aufnahme Usus ist, das ist die eine berechtigte Frage. Die andere ist, warum der Band in fünf Jahren keine Songs mit richtigem Punch eingefallen sind. „Arrows“ ist kein Reinfall, doch fehlt den Songs der entscheidende Kick für den Sprint auf der Zielgeraden, um sich in all den aktuellen Veröffentlichungen deutlich hervorzuheben. Das tun definitiv ihre Videos. Auf lange Sicht hin sollten sie sich vielleicht nicht alleinig darauf verlassen. Red Fang „Arrows“ (Membran) redfang.net Text: Kai Florian Becker | Bild: Relapse TIPPS
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