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POPSCENE Februar 02/2020

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Marilyn sah sich selbst

Marilyn sah sich selbst vorrangig als Schauspielerin und sang nur zu besonderen Anlässen. Wie schwer oder wie leicht ist es Ihnen gefallen ihr Leben als Oper zu inszenieren? Und wie begleitet Sie dieser Ausgangspunkt in Ihrer Arbeit? Naja, Oper ist einfach ein Genre und dieses setzt sich sehr oft mit einem Sujet auseinander, das nicht zwangsläufig mit Charakteren oder Persönlichkeiten zu tun hat, die aus dem Bereich der Musik kommen.Insofern hat es mich nicht überrascht, dass es nun gerade eine Oper über Marilyn Monroe gibt und nicht etwa ein Musical oder eine Fernsehserie, wie beispielsweise „Smash“. Ich finde gerade gut, dass dieser Frau eine ernste Oper gewidmet wird, die ihr als Mensch und als Künstlerin gerecht wird und nicht einzig auf ihre Showkarriere abzielt. Das ist auch Dreh- und Angelpunkt meiner Inszenierung. Ich ziele genau darauf ab, uns als Zuschauern, vielleicht sogar Fans klarzumachen, wie schnell eine Stilisierung zu dieser blonden Ikone geschieht, wie schwer es war, diesen Stempel auf ihrer Stirn wieder loszuwerden, wie fremdbestimmt sie eigentlich lange Zeit leben musste und wie hart sie gearbeitet hat, um ganz nach oben zu kommen. Ich möchte zeigen, wie chancenlos sie letztendlich war, einen selbstbestimmten Lebensweg zu meistern, ohne an den Vorgaben der großen Filmbosse und ihren eigenen Sehnsüchten und Bedürfnissen im privaten Bereich, zugrunde zu gehen. Daher stelle ich sie immer wieder ihrem perfekten Konterfei gegenüber, lasse den eigentlichen Menschen in ihr an diesem Zwang zum Perfektionismus scheitern, bis sie sich am Ende sogar ganz verliert. Norma Jeane Baker verschwindet ganz aus ihrem Leben und auch das innere Kind, das sich zeitlebens ungeliebt und ungewollt fühlt, wird ihr genommen, bis nur noch Marilyn, das fertige Produkt übrig bleibt und sie letztendlich durch den Tod erlöst wird. Die Oper, geschrieben von Gavin Bryars, beginnt in der Nacht in der Marilyn sterben wird. Wie haben Sie diesen Einstieg in das Stück wahrgenommen und hätten Sie einen anderen gewählt, wenn Sie die Chance dazu gehabt hätten? Für mich geht dieser Einstieg in die Oper sogar noch ein Schritt weiter. Es ist nicht nur die Nacht ihres Sterbens, es ist sogar die Nacht, in der sie bereits gestorben ist.Wir starten also in dem Glauben, Marilyn läge in ihrem Bett und ein CSI-Team betritt die Bühne, um die Beweise und Spuren zu sichern, aber auch ein ominöser Arzt tritt auf, der plötzlich zu einer Art Conférencier ihres Lebens mutiert und sie nochmals alle Stationen ihres Daseins durchleben lässt.Insofern finde ich den Einstieg wunderbar, da er uns von der ersten Sekunde an die Ernsthaftigkeit dieser Oper vor Augen führt, uns aber zeitgleich nie genau wissen lässt, was Realität ist und was Rückblende. Welche der Figuren außer Marilyn sind überhaupt real? Ob ich einen anderen Einstieg gewählt hätte? Nun ja, ich denke, dass ein Autor/Komponist immer eine Interpretation eines Stoffes anbietet und dieser Ansatz viel Spielraum für uns ausführende Organe bietet. Daher ist meine Arbeit meine eigene Interpretation seiner Interpretation. Insofern wähle ich ganz automatisch eigene Schritte und deute manches oft ganz anders, als vielleicht vom Autor impliziert wurde. Ich deute die Musik auf meine eigene Weise, genauso wie das Libretto, schaffe Bilder, die in meinem Kopf entstehen und versuche sie für das Publikum dechiffrierbar darzustellen. Ich wähle also nicht nur andere Einstiege, sondern ganz oft auch andere Aussagen einer Geschichte. Eine solche Aussage zu treffen, ist meine Schlüsselrolle als Regisseurin. Saarländisches Staatstheater Saarbrücken 08. FEB staatstheater.saarland 13 TITEL

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