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POPSCENE Februar 02/17

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54 Fantastik FRIEDHELM

54 Fantastik FRIEDHELM SCHNEIDEWIND DAS NEUE GROSSE TOLKIEN-LEXIKON J. R. R. Tolkien ist der unumstrittene Alt- und Großmeister der phantastischen Literatur. Der anhaltende Erfolg seiner Bücher begründete ein eigenes Genre. Seit den Verfilmungen von Peter Jackson gibt es kaum noch jemanden, der nicht von Tolkien oder zumindest seinen Werken gehört hat. Mit seiner Geschichte um Mittelerde, Hobbits, Elben und Zwerge, um Gandalf und den »Einen Ring« schuf er einen der umfangreichsten und schlüssigsten Mythen der Literaturgeschichte. Das Tolkien-Lexikon von Friedhelm Schneidewind ist ein Werkzeug, um sich in Tolkiens Welt zurechtzufinden, Querverbindungen und Hintergründe zu erkennen und zu entdecken, was den Professor für Anglistik inspiriert und beeinflusst hat. Du bist etwa im gleichen Alter wie Gandalf und somit wahrscheinlich eher mit der Trickfilmversion von Ralph Bakshi aufgewachsen. Wann hast Du Feuer gefangen für die Geschichte um den einen Ring? Wenn ich so alt wie Gandalf wäre, ein paar tausend Jahre, würde ich wahrscheinlich vieles gelassener sehen. Aber auch sein Darsteller Ian McKellen ist fast 20 Jahre älter als ich (Jahrgang 1939, ich bin 1958 geboren). Daher gehöre ich auch nicht zu den Leuten, die Tolkiens Werke als Kind gelesen haben. Ich bin erst 1978 von einer Kommilitonin auf den »Herrn der Ringe« aufmerksam gemacht worden und habe dann die drei grünen Bände und das damals gerade neu erschienene »Silmarillion« innerhalb weniger Tage (und Nächte) verschlungen und in der Zeit alle Vorlesungen sau-

55 Fantastik sen lassen. Tolkiens Welt hat mich sofort gepackt und seither nicht mehr losgelassen – ich entwickelte ein eigenes Quenya-Lexikon und Computerzeichensätze (zuerst für den Atari), baute Tolkiens Welt und Figuren ins Rollenspiel ein, schrieb Artikel darüber und Lieder und hielt Vorträge z.B. bei der VHS. Seit fast 40 Jahren also ist Tolkien einer der Menschen, deren literarisches Werk mich stark geprägt hat. Hattest Du eigentlich mal Kontakt zu Tolkiens Sohn Christopher, der den Nachlass seines Vaters akribisch verwaltet? Nein, ich habe nur einmal Tolkiens Tochter Priscilla kennen gelernt, 2005 bei der Veranstaltung »The Ring Goes Ever On: The Tolkien 2005 Conference celebrating 50 Years of The Lord of the Rings« in Birmingham. Es gibt neben Bergen von Sekundärliteratur auch noch viele unveröffentlichte Notizen und Ideen von Tolkien. Konntest Du auch auf solche Quellen zugreifen oder nur auf das veröffentlichte Werk? Neben dem veröffentlichten Werk, den Verfilmungen und der umfangreichen Sekundärliteratur konnte ich viele Gespräche mit Fachleuten wie bspw. Thomas Honegger führen, die z. T. solche unveröffentlichten Quellen kennen und erforscht haben; ich selbst habe darauf keinen Zugriff. Wer ist dein Lieblingscharakter in der Saga und warum? Ich habe zwei Lieblingscharaktere: zunächst Samweis Gamdschie, der einzige Ringträger, der den Ring freiwillig wieder abgab, laut Tolkien selbst der »echte Hobbit«, in mancher Hinsicht ein Alter Ego Tolkiens und nach Bilbo der zweite Autor in seinen Geschichten. Auch teile ich Sams Vorliebe für Gemütlichkeit bei Bier, Pfeifenkraut und Kaminfeuer. Mein zweiter Lieblingscharakter ist Olorin, der in Mittelerde als Gandalf unterwegs ist, der Maia der Träume und Visionen. Wenn Du in Mittelerde wiedergeboren werden könntest, dann am liebsten als ... Ich glaube weder an Wiedergeburt noch an Seelenwanderung, aber wenn es so käme, wäre ich am liebsten ein Elbe und Hofmusiker und Dichter bei Elrond. Was hat das Saarland mit dem Auenland gemeinsam? Wenig; mit etwa 55.000 Quadratkilometern ist es über 21 Mal so groß (fast drei Mal so groß wie Rheinland-Pfalz), im Wesentlichen ist es ein Agrarland mit wenig Industrie. Zwar sind beide Länder Grenzgebiete, aber das Saarland war im Lauf seiner Geschichte weitaus mehr umkämpft, ist außerdem als eigenständiges politisches Gebilde noch sehr jung; das Auenland ist zur Zeit des Ringkriegs als solches 1400 Jahre alt. Beide allerdings sind nur kleine Teile des jeweils übergeordneten Staatsgebildes: das Saarland mit etwa 7 % der Fläche der Bundesrepublik, das Auenland mit gar nur knapp 5 % der Fläche von Gondor vor und 3 % der Fläche des Vereinten Königreichs nach dem Ringkrieg. Ich sehe Ähnlichkeiten am ehesten in Haltung und Lebensart, zumindest bei den Leuten, mit denen ich im Saarland verkehre. Wie die Hobbits lieben wir eine gewisse Gemütlichkeit, gutes Essen und Trinken und eine gute Unterhaltung, schätzen Freundschaft und Gemeinschaftssinn und packen an, wenn es nötig ist – wie Sam, der das für ihn als moralisch richtig Erkannte tut und nach getaner Arbeit nach Hause geht. Da ich aber keine Verallgemeinerungen mag, will ich nicht behaupten, dass das für alle Menschen im Saarland gilt. Interview: Markus Brixius Bild: Privat Friedhelm Schneidewind Das neue große Tolkien-Lexikon ISBN 978-3-95602-092-6 Erschienen im Conte Verlag

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