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Leseprobe: Die Schmetterlinge ... und die anderen (Léo Breda)

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Für Britta Neumann hieß leben, mal die Würfel entscheiden lassen, mal Münzen werfen. Doch das ist zwanzig Jahre her. Aber als eine Stimme am Telefon sie daran erinnert, dass dieses Gesicht, das heutzutage alle von ihr kennen, nicht immer das Ihrige war, kommt das Spiel in den ruhigen Gassen ihrer Wahlheimat Frankfurt wieder in Fahrt. Sie weiß, dass sie dieses Mal nichts gewinnen kann und sogar alles verlieren könnte. „Die Schmetterlinge … und die anderen“, aus dem Französischen von Anni Sima-Ducree, verschreibt sich einer neuen Strömung des Roman Noir. Man schmunzelt, man lacht, dann taucht man mitten in spannungsgeladene Intrigen, wo die Grausamkeit der einen mit der Hinterlist der anderen wetteifert. Taschenbuch: 336 Seiten Verlag: FATHER OF SUN (8. Juli 2018) Sprache: Deutsch ISBN-10: 2954871784 ISBN-13: 978-2954871783

Verabredungen hatte,

Verabredungen hatte, machte ich mich sofort auf den Weg und fuhr die lange Strecke mit dem Auto nach Hause. Eines Abends hatte ich mir auf der Rückfahrt einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Es war mir nicht so klar, aber ich war ganz schön beschwipst. Wir hatten auf unser Wohl getrunken und ich hatte nichts gegessen. Das Auto hat kurz vor einem Waldrand, einen Schlenker gemacht. Ich weiß nicht einmal, wie ich es geschafft habe, gerade noch zu bremsen. Ich hätte leicht auf einen Baum prallen können. Vielleicht hätte ich das ja auch tun sollen ... Kurz und gut! Ich hatte ihn im Pussy Bell kennengelernt. Das Lokal war nicht besonders nobel aber man kann sagen, es war ein ziemlich gut besuchter Klub. Die Kunden waren alle mehr oder weniger respektvoll und sie konsumierten ohne groß aufs Geld zu schauen. Größtenteils waren sie damit zufrieden, uns ein wenig die Brüste, den Po und die Schenkel zu begrapschen und uns Obszönitäten ins Ohr zu flüstern, während sie auf der großen Leinwand Pornofilme schauten; weiter ging es nicht. Es gab keine Durchgeknallten. Manchmal war es sogar nötig, dass ich mich ein bisschen einbrachte, um einen zu ermutigen, mehr als nur zu tätscheln; Geschäft ist Geschäft! Ich ging auf den Typ zu, die Hüften wiegend, dann schmiegte ich mich mit treudoofer aber viel versprechender und eindeutiger Mimik, eng an ihn. Ich rieb meine Scham intensiv rittlings auf seinem Knie, bis zu dem Punkt, wo eine intime Zweisamkeit in einem Separee, der einzig, mögliche Ausweg meines kleinen Spielchens wäre. Das war nicht Davids Stil. Er hatte mich gefragt, ob wir uns außerhalb des Klubs treffen könnten und ich hatte geantwortet, es ließe sich arrangieren. Durch ihn kam ich übrigens zu diesem anderen Vorhaben da ... Ach nee! Nein, nein! Das war durch einen anderen Kunden aus dem Pussy Bell! Ja. Äh ... Wie hieß der nochmal? Hm ... Weiß nicht mehr. Dirk ... Samuel ... Jochen? ... Ach nein. Ich weiß nicht mehr. Jedenfalls hatte der Kerl mich gefragt, ob ich Strip-tease für Veranstaltungen, Partys machte. Es sollte für den Junggesellenabschied seines besten Freundes sein. Die Idee schien mir zunächst ganz nett, aber als er mir den Preis nannte, den er dafür bezahlen wollte, fand ich sie schlichtweg sensationell. Also wurden wir uns einig, doch dann sagte ich mir: »Mein liebes Mädchen, auf was hast du dich jetzt schon wieder eingelassen?« Tanzen, okay! Aber vor einer Bande junger, entfesselter 194

Wölfe zu strippen, so was hatte ich noch nie gemacht ... Ich verließ mich ganz darauf, dass Gina bestimmt ein Schnellkurs für mich einfallen würde, damit ich das meistern konnte. Die Bilder des Abends zogen erneut vor meinen Augen vorbei und ich konnte kaum glauben, dass es sich wirklich um meine Erinnerungen handelte und nicht um eine Geschichte, die man mir über jemand anderen erzählt hätte. Das ist ganz schön eng da drinnen! Und was für eine Hitze! Pff! Ich ersticke. »Gut! Wir werden Sie jetzt hinübertragen, ja ... Sind Sie bereit? Achtung! Es geht los.« Der Boden war etwas verstärkt, damit ich ihn nicht mit meinen Pfennigabsätzen aufreiße. Wenn ich keine Netzstrümpfe, Mieder und das ganze Trallala getragen hätte, wäre ich mir vorgekommen wie ein kleines Mädchen, das Verstecken spielt. Dank des Lichts, das durch die Pappe schimmerte, sah ich die Umrisse meiner Gliedmaßen. Ich saß in der Hocke, die Arme um meine Knie geschlungen. Ich hätte gedacht, dass es noch viel mehr schaukeln würde, aber die Jungs machten ihre Sache wirklich sehr gut. Gratulation!! Es war ein sehr eigenartiges Gefühl; wohl ein bisschen wie auf einem fliegenden Teppich zu sein aber ohne See- oder Höhenkrankheit; je nach Belieben. Das Stimmengewirr der jungen Leute, die sich in dem Saal versammelt hatten, die Hitze, die angestiegen war und dazu die Musik mit den dröhnenden Bässen! ... Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich wollte lachen, ich hatte einen riesen Bammel, gleichzeitig war ich vor Aufregung ganz aus dem Häuschen! Es war völlig irre! Ich konnte wahrhaftig kaum erwarten, dass es losging. Ich hatte den jungen Mann noch nie gesehen, den ich mit meinen lasziven Verrenkungen betören sollte, ich war viel zu spät angekommen, um mir selbst einen Überblick der Räumlichkeiten zu verschaffen und somit kannte ich den Ort an dem wir waren überhaupt nicht! Ich wusste lediglich, dass man mich leiten würde ... Doch so viel, na bravo! Aber es war ein bisschen zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Plötzlich wechselte jemand die Kassette. Das hieß, ich war in Kürze 195

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