chen, ohne auf mich zu warten. In Wirklichkeit hatte sie eher einen kleinen Hintern, aber mein genervter Geist erfreute sich daran, sie nach seinem Belieben umzugestalten und ... ihr Pech! Nach dieser kleinen Umorganisation nahm ich meinen Kram raus und machte mich ans Reifen Wechseln. Ich hatte mir schon zwei Fingernägel abgebrochen und wischte mit dem Handrücken die Schweißperlen ab, die von meiner Stirn tropften, dabei tauschte sich mein Make-up teilweise gegen eine nette Lage Schmieröl, als ich aus dem Augenwinkel jemanden vorbeigehen sah. Ich drehte meinen Kopf nach links und ... Nun gut, ich vermute niemand wird glauben, was ich jetzt erzählen werde, aber das macht nichts. Stellt euch vor! Elvis in Person kreiste um mich herum. Und er machte Fotos von mir! »Sagen Sie mal, Herr Künstler! Was treiben Sie da? Eine Foto-Safari? Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu helfen? ... Sie sehen doch wie ich mich abrackere, oder?« Der Typ betrachtete mich mit skeptischem Blick. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er meine Worte wirklich verstanden hatte. Bei seiner gebräunten Haut war der Zweifel legitim. Vielleicht war er Latino ... »¡Hola! You no parla kein Deutsch? ...« Der Typ musterte mich weiterhin, während er seinen Kopf hin und her wiegte. Dann blitzte er mich mit seinem ausgemachten Süßholzraspler Strahlen an und ... fotografierte mich nochmal und drückte mir seine monströse Gummilinse unter die Nase! »Du Blödmann! Schleich dich! Ja, ja, ich weiß; ich bin ausfällig und unfreundlich. Aber so bin ich, wenn Trottel mich auf den Arm nehmen wollen. Dazu habe ich Ihnen nicht erlaubt, mich zu fotografieren. Also bitte, tun Sie mir den Gefallen, löschen Sie die Speicherkarte von Ihrem Dingenskirchen ...« »Guten Tag! ... Zac!«, sagte Elvis, mir seine Hand reichend. Ich ergriff sie nicht. Dafür verschränkte ich wütend die Arme vor meiner Brust. »Und, werden Sie mir helfen, ja oder nein?« »Nein. Ich denke nicht.« »Was?« »Ich mag keine Autofahrer.« »Dann scheren Sie sich doch z ...« 109
»Aber ich kann Sie irgendwo hinfahren, wenn Sie möchten.« Zac-Elvis drehte sich um und zeigte mit der Hand in Richtung des zweirädrigen Geräts für Lahme. Mein Kinn begann zu zittern; meine Nerven versagten. »Nein! Oh nein ... Nicht das Brausebonbon! Lieber Gott, wenn ich gesündigt habe, wenn ich Sie in irgendeiner Weise beleidigt habe, nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Schuld in meiner sehr großen Unwissenheit begründet ist. Ich bedauere es unendlich und ich bitte Sie demütig auf Knien um Verzeihung. Aber aus Erbarmen könnten wir das nicht unter zivilisierten Menschen regeln? ...« Ich wollte unbedingt glauben, dass der Zeigefinger des Sängerfotografen auf ein anderes Fahrzeug deutete, egal welches, aber zu meiner bodenlosen Verzweiflung, war das geradewegs aus einer Wundertüte kommende knallbonbonfarbene Motorrad, das einzige motorisierte Vehikel am Platz. Ich schaute auf meine Uhr. Ich sollte vor neun Uhr dreißig im Büro sein, da ich einen Termin mit einem neuen Lieferanten hatte; ihn Aliana zu überlassen, wäre unchristlich von mir. In Gedanken eruierte ich, dass ich mit dem Motorrad viel schneller wäre als mit einem Taxi. Außerdem war ziemlich klar, dass ich mein Talent als Mechanikerin überschätzt hatte; den Reifenwechsel zu Ende zu bringen, würde mir endlos Zeit kosten. »Das ist freundlich. Ich nehme Ihr Angebot an. Und bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an. Ich habe es nicht so gemeint. Ich bin heute Morgen etwas grantig.« »Kommt vor.« Ich räumte meine Gerätschaften lose in den Kofferraum meines nun dreirädrigen Mercedes SLK, dann steuerten wir gemeinsam auf das zum Autoskooter umfrisierte Motorrad zu. »Hier! Ziehen Sie das auf!«, bot mir mein Retter an, aus dem Seitenkoffer seines Motorrads einen nostalgischen Jethelm, mit einem einfachen Kinnriemen mit Ratsche Verschluss und einem breiten, klappbaren Plexiglasvisier ziehend, das mich wie eine Fliege in Nahaufnahme aussehen ließ. »Oh, là, là! Sie sind aber gut ausgerüstet! Kann das Ding auch grillen? ... Nein, ich mache nur Spaß. Danke.« 110
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