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Dresden Magazin - Edition 2021

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Dresden ist sicherlich eine der schönsten Städte in Deutschland. Das Dresden Magazin gibt einen schönen Überblick über die Stadt an der Elbe.

28 — KULTUR KULTUR —

28 — KULTUR KULTUR — 29 Zwar spielt Webers „Freischütz“ in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, trotzdem traf er den Zeitgeist und thematisierte die deutsche Identität. WEBERS ANSPRUCH WAR KEIN GERINGERER, ALS DAS NIVEAU DER DEUTSCHEN OPER AUF EINE ADÄQUATE STUFE ZU HEBEN Zwar verlegte Weber die Handlung der Oper in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, trotzdem traf er den romantischen Zeitgeist, der die Natur und insbesondere den Wald als Sehnsuchtsort begriff und die deutsche Identität thematisierte. Politische Schlagworte waren dafür nicht notwendig. Das deutschsprachige Libretto rief trotzdem euphorische Reaktionen im Publikum hervor. Bereits unmittelbar nach der Premiere erschienene Kritiken beschreiben den „Freischütz“ als erste deutsche Nationaloper. „Nie hat ein deutscherer Musiker gelebt als du“, soll sich Richard Wagner andächtig an Webers Grab geäußert haben. Auch der Philosoph und Musiktheoretiker Theodor W. Adorno schätzte das Werk und hob wohlwollend hervor, dass sich „das deutsche Element“ nicht durch „nationalistische Gesinnung“ kompromittiere. Wenige Monate nach der Uraufführung dirigierte Weber seinen „Freischütz“ auch in Dresden, bevor die Oper unter anderem in Paris und London bejubelt wurde. Trotz des internationalen Triumphzuges blieb das Werk in Form zahlreicher Neuinszenierungen stets mit der sächsischen Metropole verbunden. Darunter befinden sich einige historisch markante Daten. Am 31. August 1944 schloss die Semperoper ein halbes Jahr vor der Zerstörung durch einen Bombenangriff mit dem „Freischütz“, am 13. Februar 1985 eröffnete das Haus nach dem Wiederaufbau mit Webers Klassiker. 2015 inszenierte Axel Köhler eine Neufassung, die auch im Jubiläumsjahr 2021 auf dem Programm steht. Seine Lesart setzt sich auch kritisch mit romantischen Idealen auseinander und hinterfragt gesellschaftliche Hierarchien und antiquierte Rituale. Die Wiederaufnahme begleitet eine Mischung aus Installation und Theaterparcours in der Semperoper. „Bei CARL-MARIA-VON- WEBER-MUSEUM Dresdner Str. 44 01326 Dresden museen-dresden.de Mi–So, Feiertage 12–17 Uhr Sonderausstellung zu 200 Jahre „Der Freischütz“ Juni bis Dezember 2021 Der Silhouettenfilm „Komponieren beim Spazieren“ für junge Besucher von Klausjörg Herrmann ist ganzjährig zu sehen. Wie der Film entstanden ist, lesen Sie auf dresden-magazin.com. SEMPEROPER DRESDEN Theaterplatz 2 01067 Dresden semperoper.de „Der Freischütz“ 13./15./20./24./25. Mai, 21.+26. Juni, 7. Juli 2021 Ausstellung zu 200 Jahren „Der Freischütz“ Vernissage 13. Mai 2021, 16 Uhr RAUS IN DIE NATUR Die Carl-Mariavon- Weber-Route: Zahlreiche Aussichtspunkte bieten einen beeindruckenden Blick auf die Stadt. Der Malerweg: Ab Pirna bis Haltestelle Liebethaler Grund. Hier startet der 112 Kilometer lange Malerweg. der Ausstellung wollen wir der Dresdner Rezeptionsgeschichte von Webers ,Der Freischütz‘ auf vielseitige Art nachspüren“, sagt Elisabeth Telle, Mitarbeiterin des Historischen Archivs der Semperoper und mit der Ausstellungskonzeption betraut. Analog zu den kommenden Sonderausstellungen im Weber-Museum wird auch die ästhetische Bedeutung des Komponisten gewürdigt. Im „Freischütz“ streicht das Orchester psychologische Zusammenhänge klanglich heraus – eine Praxis, die schließlich Richard Wagner übernahm. „Webers Anspruch war kein geringerer, als das Niveau der deutschen Oper auf eine adäquate Stufe zu heben. Dies gelang ihm binnen kürzester Zeit nicht zuletzt auch durch den Aufbau eines Berufs-Opernchores, welcher seit nunmehr 203 Jahren ununterbrochen existiert“, betont Telle. „Das wahre Genie wird bei Bewunderung des Fremden nicht dessen Nachahmer, sondern erhält dadurch nur den schönen Anstoß, neue Bahnen zu finden“, notierte Carl Maria von Weber im Sommer 1817 kurz nach seiner Ankunft in Dresden. Der Komponist drückte damit seine Bewunderung für den zeitgenössischen italienischen Kollegen Luigi Cherubini aus. Rückblickend wird deutlich, dass Webers Satz auch auf ihn selbst zutraf. Fotos: Semperoper Dresden/Matthias Creutziger; Caroline Bardua (Gemälde) INTERVIEW Ohne Entfremdung einfach Mensch sein Die Dresdner Romantik (ca. 1815 bis 1845) hat die Stadt verbürgerlicht. Zu spüren ist diese Zeit noch heute Welche Bedeutung hatte Dresden während der Romantik? — Die Dresdner Romantik war keine rebellische wie die Jenaer Frühromantik um 1800, sondern bürgerlich. In Dresden formulierte man keine philosophische Utopie eines Menschseins ohne Entfremdung, sondern wollte aus diesem Ideal durch Dichtung und Musik ein reales Lebenskonzept machen. Das brachte dieser Romantik den Ruf ein, trivial gewesen zu sein. Das ist bis heute ein Problem in Deutschland, dass unterhaltende Konzepte beargwöhnt und als unkünstlerisch abgetan werden. Wer zählte zu Romantiker*innen, die in Dresden wirkten oder die Stadt besuchten? — Zu den Lichtgestalten gehörte der Berliner Ludwig Tieck, der zwischen 1819 und 1841 in Dresden am Altmarkt lebte und zu legendären Leseabenden einlud. Friedrich Kind schrieb das Libretto zu Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“. Schriftstellerinnen wie Fanny Tarnow oder Madame de Staël kamen. Auch in Dresden war die Romantik ohne schreibende Frauen, ohne Salondamen und ohne weibliches Lesepublikum undenkbar. Dresden war ebenso das Durchgangsgebiet älterer Romantiker wie Friedrich Schlegel. Welches Erbe hat die Romantik Dresden hinterlassen? — Die Romantik hat die Stadt verbürgerlicht. Es etablierten sich Geselligkeitsformen neben dem höfischen Zeremoniell. Weniger steif und förmlich, dafür auf gleicher Augenhöhe und an den Künsten orientiert, salonartig. Zu entdecken ist heutzutage in dieser Hinsicht das Museum Kügelgenhaus, der Lebensort des Malers Gerhard von Kügelgen, der mit Caspar David Friedrich befreundet war. Wer es etwas wilder und schauerromantisch mag, der macht einen kleinen Abstecher ins Dresdner Umland nach Schloss Scharfenberg. Wandeln auf den Spuren E. T. A. Hoffmanns. Übrigens bereits 1922 veröffentlichte der Schriftsteller Ossip Kalenter das beste Buch zur Stadt: „Das goldene Dresden“. Kaum 70 Seiten, die aber alles enthalten, wofür Dresden bekannt war, die ideale Vereinigung von Kunst, Architektur und Natur. Über Touristen, die ebendas suchen, kann sich Dresden noch immer freuen. Martin A. Völker (geb. 1972) ist promovierter Ästhetiker und Kulturwissenschaftler. Als Publizist und Kulturmanager lebt er in Berlin. 2006 veröffentlichte er eine Textsammlung zur sächsischen Romantikerin Louise Brachmann (1777– 1822): „Gebunden sind die Flügel der Gedanken“.

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