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saar-scene Oktober 03/09

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Das total umsonste Popkulturmagazin

Titel „ Horror Häkeln

Titel „ Horror Häkeln Strickliesel war gestern Monster-Crochet ist heute S chau mal, was ich für dich gestrickt habe!“ Haben wir diesen Satz nicht alle schon eimal gehört? Kratzige Socken, Schals in Un-Farben oder das Häkeldeckchen für das wirklich niemand eine Verwendung hat. Wer richtig Pech hatte, musste seine Finger sogar noch im Handarbeitsunterricht in der Schule verknoten - zum Teil jahrelang! Mindestens einmal in der Woche die absolute Folter: stricken, häkeln, sticken, knüpfen... Die Methoden sind vielfältig und verletzen sicherlich die Genfer Konvention. Was aber ist mit denjenigen los, die freiwillig die Stricknadeln in die Hand nehmen - und das obwohl sie die gleichen Qualen in der Kindheit erlitten haben? Masochisten? Zwangshandarbeiter? Weit gefehlt! Es kann Spaß machen. Echt jetzt. Wolle muss nicht kackbraun sein und Juckreiz auslösen. Wer etwas selbst macht, kann sich aussuchen, ob der Pulli nun unförmig ist oder nicht. Und wenn man etwas völlig Sinnfreies produzieren will, dann gibt es eine Menge weitab vom Spitzendeckchen. Viel, viel mehr als der Handarbeitsgeschädigte glauben mag. Abg e f a h r e n e s , Irres, Subversives, Nerdiges oder auch Gruseliges im besten Sinne. Du stehst auf Horrorfilme? Strick dir eine Zombie-Armee. Du liebst Fantasy-Literatur? Dann häkel doch mal Klein- Cthulhu. Wie, du hörst Metal und strickst? Klar! Warum nicht? Du zockst gerne am Computer? Such dir ein Muster mit Space-Invaders raus. Das Internet ist ein wahres El Dorado an Anleitungen, Ideen und Verrücktheiten, die den Horror Handarbeit in ein Hobby mit Suchtcharakter verwandeln können. Uninspirierte und hausbackene Hefte am Kiosk sind passé. Die kann man getrost links liegen lassen, wenn man ein Buch namens „Creepy Cute Crochet“ im Regal stehen hat (gleich neben Clive Barker, H.P. Lovecraft und Tad Williams). O.K, man muss zwar quasi eine neue Sprache lernen und die meisten Anleitungen sind auf englisch, aber auch das geht recht schnell. Dann heißt es eben statt häkeln „crochet“ und man „purlt“ eine linke Masche. Was soll‘s. Hauptsache es wird endlich mit dem Klischee aufgeräumt, dass Stricker und Häkeltanten altbacken sind. Wie, du hörst Metal und strickst? Klar! Warum nicht? Die absolut eingefleischten Fans spinnen sogar. Nur so kann man Grenzen überschreiten. In welchem Laden würde man wohl ein „Steampunk“-Strickgarn kaufen können, wenn man eines haben will? Heute schockt man doch niemanden mehr mit Hobbys wie Bungee-Jumping oder Paintball. Freeclimbing? Pah! Langweilig. Gepierced, tättowiert? Öde. Aber sitzt man aber strickend in einem Café, klappen ratz-fatz die Kinnladen nach unten und weit aufgerissene Augen starren dich an. Und man selbst sitzt grinsend da und nadelt weiter. Eine rechts, Eine links und so weiter, bis das Monster fertig ist. Ein bisschen wie Frankenstein - nur mit Wolle... Text: LadyRamone Bilder: LadyRamone/Hannah Simpson www.irreference.com (Quirkbooks „Creepy Cute Crochet”) http://cakeyvoice.etsy.com (Hannah Simpson) 6

Symphonie der Angst Wenn Bilder und Musik zum Horror werden Eine Frau unter der Dusche. Hinter dem Duschvorhang, nur verschwommen zu sehen, öffnet sich eine Tür. Jemand betritt das Bad. Die Gestalt kommt näher, schiebt den Duschvorhang zur Seite. Sie hat ein Messer in der Hand. Die Frau unter der Dusche schreit. Zu hören ist nur das Prasseln des Wassers aus der Brause. Und noch etwas kommt dazu: Musik. Bernard Herrmanns hohe Streicherklänge und die darauffolgenden tiefen Chelli haben dafür gesorgt, dass „Psycho“ zum Kultfilm wurde. Die Töne zerren an den Nerven. Angst und Schmerz sind in dieser Szene durch die Musik förmlich spürbar. Horror ohne Klang ist eigentlich undenkbar. Schreie, fiese kratzende Geräusche und eben die passende Musik lassen das Blut in den Adern gefrieren. Und das ist es doch was wir wollen, oder? Begonnen hat alles eher als eine Art Notwendigkeit, denn am Anfang war der Film stumm. Ein einzelner Pianist oder auch ein ganzes Orchester waren dazu da, um Atmosphäre zu schaffen, zu erzählen, zu unterhalten und um die gezeigten Bilder zu unterstützen. Da das Publikum um die Jahrhundertwende noch nicht an Kino gewöhnt war, half die Musik auch Angst im Dunkeln zu vermeiden. Das sprichwörtliche Pfeifen im Walde also. Bis heute werden große Orchester im Horrorfilm eingesetzt und noch immer erzählen Orchesterklänge die Handlung mit. Ob bombastisch wie in „Hellraiser“, romantisch wie in Coppolas „Dracula“ oder mit ganz wenigen Klängen wie in „The Shining“. In Kubrick‘s King-Verfilmung wird aber auch deutlich wie ein Komponist mit wenig Musik viel erreicht. Minimal ist das Zauberwort. Nur ein paar gezielte Töne, mehr Geräusch als Musik und die Nackenhaare stellen sich auf. Der Zuschauer muss sich konzentrieren und wird mit den Bildern allein gelassen. Mike Oldfields „Tabular Bells“ erfüllen in „Der Exorzist“ genau diesen Zweck. Weniger ist in diesem Falle mehr. Im krassen Gegensatz stehen solche raumfüllenden Kompositionen wie in „Final Destination“ oder „Saw“. Bei „Das Omen“ kommt noch ein Stil zum Einsatz, der seine Wirkung nicht verfehlt: Kirchenmusik. Im Gottesdienst soll sie ein Hochgefühl erzeugen, aber im Film ist es damit schnell vorbei. Unter anderen tragen dazu Verzerrung und Dissonanzen bei. Ein weitere Musikgengre, welches sich im Horrorfilm wieder findet ist Metal Gothic. Die Agression überträgt sich auf den Zuhörer und macht schnell klar: das hier wird kein Kindergeburtstag. Nicht umsonst zitieren sich hier Musiker und Regisseure gerne gegenseitig. Bestes Beispiel Rob Zombie und sein „Haus der 1000 Leichen“. Die Trickkiste aus der sich die Soundtrack-Komponisten bedienen, bleibt dabei immer wieder dieselbe. Wir erinnern uns an „Psycho“ und „Freitag der 13.“. Hohe Streicher, die mit minimalen Tonhöhenveränderungen in kurzen Abständen immer wieder das Gleiche spielen. Nervtötend und fast schon schmerzhaft. Außerdem sorgen krasse musikalische Kontraste, dafür, dass wir vom einen Extrem ins andere geworfen werden. Und noch ein Trick ist dabei: Vor allem die tiefen Tonlagen lösen taktile Reize aus. Der Zuschauer kann die Musik nicht nur hören, sondern auch fühlen. Die Bässe gehen direkt in die Eingeweide und was wäre bei einem Splattermovie passender? Der Pseudo-Dokumentarfilm „Blair Witch Project“ kommt sogar völlig ohne Filmmusik aus. Jedes Geräusch, jeder Atmer, jedes Knacken gewinnt somit an Bedeutung. Am Ende sitzen sowohl die Protagonisten als auch die Kinobesucher völlig im Dunkeln. Möchte jetzt nicht vielleicht irgendjemand ein fröhliches Lied anstimmen? Womit wir wieder beim Pfeifen im Walde wären ... Die Bässe gehen direkt in die Eingeweide Text: Anne Uumellmahaye Bild: photocase/melancholie www. - .de 7

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