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Leseprobe Conte Verlag: Club der Romantiker - Frank P. Meyer

Für ein Treffen mit früheren Kommilitonen kehrt Peter Becker nach Oxford zurück. Doch der eigentliche Grund für seine Reise ist Laureen Mills Beerdigung. Als ihre Leiche jetzt, über zwei Jahrzehnte nach ihrem spurlosen Verschwinden, gefunden wird, erwartet niemand mehr ernsthaft die Aufklärung dieses Falles. Zur selben Zeit sind weitere Ehemalige in Oxford, die die College-Bibliothekarin kannten: Louise, Ed, Brandy Jones und der Bischof – allesamt Mitglieder im exklusiven »Club der Romantiker«. Inspector Osmer ahnt nichts von der Verbindung der Clubmitglieder zur Toten, und sein Vorgesetzter will, dass der alte und scheinbar unlösbare Fall endlich zu den Akten gelegt wird. Aber der Zufall und ein immer nervöser werdender Ex-Romantiker spielen dem Ermittler und seinem übereifrigen Sergeant in die Hände. Ein spannender und überraschender Roman vor und hinter den Kulissen des altehrwürdigen Oxford.

»Momentan noch in

»Momentan noch in Deutschland stationiert. Seine Einheit wird aber wohl bald in den Golf verlegt. Kuwait, so viel ich weiß«, antwortete der Vater nach kurzem Zögern, »hab sonderbarerweise schon seit Wochen nichts von ihm gehört. Sei froh, dass ihr euch die letzten Jahrzehnte aus so einem Mist raushalten konntet.« Er machte mir den Tank voll, bevor ich weiterfuhr, und winkte ab, als ich für den Sprit zahlen wollte. Es war noch stockdunkel, als ich von den Chilterns ins Themsetal fuhr. Erst als ich nach Oxford kam, begann sich das dunkle Blau über den träumenden Türmen aufzuhellen. Bevor ich in die Stadt kam, machte ich in einem Park im Vorort Headington eine kurze Pause, um den restlichen Marmorkuchen aufzuessen, den meine Mutter mir gebacken hatte. Von dort oben sah Oxford aus wie ein zu groß geratenes Dorf. Die einzigen Fahrzeuge, die mir in der High Street begegneten, waren der Milchwagen und ein fast leerer Linienbus. Die runden Scheinwerfer des Milchwagens blickten mich traurig an, und der Bus schien mir im Vorbeifahren zuzuraunen: Was willst du denn hier? Kehr um, noch schläft Oxford, noch hat niemand mitbekommen, dass du hier warst! Ich bog von der falschen Seite in die Turl Street ein. Der Straßenplan, den ich auf den Oberschenkeln ausgebreitet hatte, zeigte zwar die Einbahnstraßen mit Pfeilen an, aber ich ignorierte sie einfach und war froh, in dem mittelalterlichen Straßengewirr überhaupt zum Tor der Pförtnerloge zu finden, vor dem ein absolutes Halteverbot galt. Ich war hundemüde und wollte nur den Schlüssel für mein Zimmer haben und herausfinden, wo genau dieser Parkplatz in der Farndon Road war, auf dem ich das Auto abstellen durfte. Ich atmete durch, bevor ich eintrat. Ab 6 Uhr sei die Porters’ — 8 —

Lodge besetzt, hatte das College mir geschrieben. Als ich eintrat, fröstelte es mich bei dem Gedanken, dass ich hier keinen einzigen Menschen kannte. Und niemand mich. Ich wusste nicht einmal, was ich jetzt tun musste. Mich anmelden wie in einem Hotel? Mich vorstellen? Mit Vor- und Nachnamen? Als ich durch das geöffnete Glasfenster in die Pförtnerstube schaute, sah ich eine hagere Gestalt im dunklen Anzug und die grauen Haare eines Hinterkopfes. Der Pförtner sortierte etwas in einem großen Schlüsselkasten, der an der Wand hing. Obwohl ich mich nicht bemerkbar gemacht hatte, drehte der Pförtner sich plötzlich um, blickte mich einen Augenblick an und sagte dann: »Sieh an, Peter, Peter Becker, nicht wahr? Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise von Trier? Willkommen im Jesus College!« »Die College-Pförtner haben auch Augen am Hinterkopf«, erzählte mir Alex später, »und die Hüter der Toreingänge riechen, wenn jemand etwas ausgefressen hat. Außerdem kennen sie sämtliche Studenten ihres Colleges namentlich. Sie kriegen vor Semesterbeginn eine Liste der Neuen und deren Fotos und lernen die Namen auswendig. So wissen sie schon, wer man ist, bevor man zum erstem Mal über die Schwelle der Pförtnerloge tritt.« Einige der neuen Studenten fühlten sich dadurch wie eine Berühmtheit. Andere wiederum fragten sich erschrocken, ob schon Steckbriefe mit ihrem Konterfei in Oxford aushingen, bevor man überhaupt etwas ausgefressen hatte. Der Pförtner erlaubte mir nicht, den Kadett gleich auszuladen, da ab halb sieben die Turl und die Ship Street Milchautos, Kehrmaschinen und anderen Liefer- und Arbeitsfahrzeu- — 9 —

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